Thomas Feuerstein, Thomas Bergmann/Peter Chiocchetti/Elmar Schaber,
Mathias Fuchs, Gerald Nestler, Peter Riedlsperger
Ausgangsmaterial für RealData Stampede bildeten ausschließlich
"Realdaten", worunter jene medial vermittelten Daten zu verstehen
sind, die unsere gesellschaftliche Realität im Sinne von Öffentlichkeit
konstituieren. Massenmedien wie Fernsehen und Radio sowie die Mailbox
des Weißen Hauses lieferten das Datenrohmaterial in Ton, Wort und
Bild für die in Echtzeit ablaufende Datentransformation und -konstellation
während des Konzertes. Im Gegensatz zu herkömmlichen Konzerten,
die ihre Musik bzw. Klangdaten aus Archiven oder Notenblättern beziehen,
wurden bei RealData Stampede alleine Live-Daten, die via Satellit, terrestrischer
Antennen und Telefon empfangen wurden, verarbeitet. Empfangsgeräte
und Computer dienten dabei als "Navigations-Instrumente" zur Überwachung,
Selektionierung, Quantisierung und Encodierung des Datenmaterials. Auf
der Tonebene erzeugte ein computergesteuerter Niche-Mixer und ein von
Kurzwellen-Störfrequenzen, die vorher in MIDI-Daten gewandelt wurden,
gespeister Drumcomputer rhythmische Klangfolgen. Weiters interpretierte
eine Rap-Maschine Meldungen zum Tag von Al Gore und Bill Clinton aus der
Mailbox des Weißen Hauses. Auf der Bildebene projizierte ein Videobeamer
Computeranimationen mit Blaustanzen, in denen Live-Bilder mittels Bluebox
eingeblendet wurden. Der Ablauf von RealData Stampede wurde von jenen
fünf Kategorien, die programmatisch und soziologisch Massenmedien
gliedern, strukturiert - Politik und Wirtschaft / Werbung / Sport / Unterhaltung
und Lifestyle / Wissenschaft und Bildung. Diese Daten-Kategorien bestimmten
sowohl auf der Ton- als auch auf der Bildebene Struktur und Ablauf von
RealData Stampede.
Kulturelle Phänomene wie Sampletechnologien, Hip Hop, Rave oder Techno
erfuhren bei RealData Stampede ihre Erweiterung, Überlagerung und
Beschleunigung - nicht der Geschwindigkeit wegen, sondern in der Funktion
einer Medienzentrifuge und eines Kulturverstärkers.
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